Im September wird in drei ostdeutschen Bundesländern gewählt. In Thüringen und in Sachsen am 1. September, in Brandenburg dann am 22. September. In den bisherigen Umfragen liegt die AfD vorn und könnte demnach als stärkste Partei aus den Wahlen hervorgehen.
Spätestens nachdem Correctiv das Treffen von Rechtsradikalen, Identitären und Faschisten in Potsdam öffentlich gemacht hat, liegt das, was zuvor unter subtilem Denkmantel an der Oberfläche schlummerte, so offen auf dem Tisch wie das Brötchen beim Frühstück. Zu verdauen sind diese Inhalte jedoch wahrlich schwerer, lassen sich nicht schlucken, kommen wieder hoch. In dem Treffen wurde sich Gedanken gemacht über einen „Masterplan zur Remigration“ Nach ihren Vorstellungen sollen Menschen mit Migrationsgeschichte und Andersdenkende aus Deutschland deportiert werden. Innenministerin Faeser fühlt sich an die Wannseekonferenz der Nazis im Jahr 1942 erinnert, auf der die Vernichtung der Jüd*innen Europas geplant wurde.
Die großen Demonstrationen der letzten Tage in vielen Städten in Deutschland haben gezeigt, dass sehr viele Menschen verstanden haben, worum es den Rechtsradikalen geht: Es geht um einen Angriff auf unsere Demokratie und ihre Institutionen.
Wie so etwas abläuft, konnten wir beispielsweise in Polen und in Ungarn beobachten. Zuerst sind die Medien und die Justiz dran, dann folgt der Kulturbetrieb und es dauert nicht lange, dann sind auch die Bildungseinrichtungen dran. Alle mit eigenen Leuten besetzt – diejenigen, die sich dem Neuen System nicht andienen, werden abgesetzt. Geduldet wird, wer die gleiche Ideologie verbreitet.
Stellen wir uns vor, dass die AfD bei den kommenden Landtagswahlen in den östlichen Bundesländern Mehrheiten erringt, die zu einer Beteiligung in einer oder mehreren Landesregierungen führt. Stellen wir uns vor, Rechte regieren irgendwann in ganz Deutschland – und das in naher Zukunft.
Wird dann in einem rechts-geführten Sozial- oder Bildungsministerium ein Antrag auf Zuwendung überhaupt noch angenommen?
Oder wird dann auf ein neu gebildetes Arbeitslager für die „Asozialen“, Migrant*innen und Schulschwänzer verwiesen?
Würden psychisch erkrankte Jugendliche dann in Anstalten verwahrt werden?
Dürften Menschen, wie unsere körperbehinderte Geschäftsführung Mimi dann überhaupt noch zur Schule gehen? Oder gar auch alle „remigriert“ in einen Landstrich ohne Bebauung, Bildungschancen und medizinischer Versorgung?
Die Produktionsschulen würden wohl abgewickelt. Die bisherigen Träger dieser und ähnlicher Einrichtungen können sich aber gerne um den Betrieb solcher Lager bewerben. „Neuer Job in der Sonne“ wäre wohl der Titel der Arbeitsanzeige für ein solches Lager.
Unvorstellbar, alles Spinnerei? Vielleicht, aber eben auch denkbar.
„So hat es damals auch angefangen“, sagen die noch lebenden Zeitzeug*innen des Holocaust. „Geht raus und erhebt eure Stimme. Heute geht das, nutzt es. Verhindert, dass es wird, wie es einmal war“, sagt die Zeitzeugin Petra Michalski.
Auch wir müssen das bisher Undenkbare bedenken und vorbereitet sein.
Müssen die furchtbarsten Gedanken in unsere Köpfe lassen, die sich für uns anhören wie die Inhalte des neuesten Fantasy-Thrillers, wohl wissend, dass sie die Lebenswünsche der Rechten darstellen – nur, wer sich damit auseinandersetzt, kann auch gewappnet sein, um sich die Zukunft zurückzuerobern.
Lasst uns nicht still und schweigend zusehen, wie uns diese Zukunft geraubt wird.
Wir müssen politischer werden. Wir müssen aktiv werden. Wir müssen eine größere Lobby sein. Für uns. Für den sozialen Bereich. Für Produktionsschulen. Aber vor allem für die, um die es wirklich geht: Die Jugendlichen und jungen Menschen. Lasst uns unsere Stimmen erheben, unsere Meinung kundtun. Lasst uns aktiv werden, kreativ werden, laut und bunt bleiben. Lasst uns Demokratie verteidigen – mit Kompetenz, Menschenwürde, Herzblut und Empathie. Lasst uns laute, lebendige Löwen sein – an die trauen sich keine Hyänen der rechten Ideologien. Hyänen fressen tote Tiere und Tiere, die schwach sind. An ein Rudel lauter, lebendiger Löwen traut sich keine Hyäne heran. Lasst und laut sein und die Hyänen verscheuchen – für die Zukunft der Produktionsschulen und die Zukunft unserer Jugendlichen. Für Menschenrechte und Demokratie in Deutschland, dem Land, das unser ALLER Zuhause ist.Wir freuen uns über zahlreiche Rückmeldungen. Eure/Ihre Ideen und Handlungsvorschläge werden über unseren Newsletter weiterverbreitet. Wir können auch eine gemeinsame Zoomkonferenz organisieren. Der Vorstand des Bundesverbandes Produktionsschulen e.V. |