Im Juni verwandelte sich Dresden in das Zentrum eines inspirierenden Treffens junger ProduktionsschülerInnen: Das Jugendcamp „Reste Retter“ lockte Jugendliche aus allen Ecken Deutschlands in die sächsische Landeshauptstadt. Sie kamen aus Eschweiler, aus Hamburg, aus Fulda, aus Hannover, aus der Nähe – 60 junge Menschen aus Produktionsschulen, die bereits Großes geleistet hatten: Ihre eigenen Produkte designt – nachhaltig, aus Dingen, die andere in den Müll geworfen hätten. Eine Jury hatte im Vorfeld die drei Siegerteams gekürt – doch pssst, zu Beginn des Camps war DAS noch streng geheim. Die TeilnehmerInnen quartierten sich in einem gemütlichen Hostel ein und begannen ihre spannende Reise in die Welt der Nachhaltigkeit – nach dem Deutschlandspiel, welches am ersten Abend parallel stattfand ;-).
Der Donnerstag war das Herzstück des Camps und fand in Kooperation mit dem Japanischen Palais statt. Kennen Sie noch nicht? Ab nach Dresden, denn das Japanische Palais ist ein Museum, welches für alle da ist: Mitmachen, gestalten, malen, genießen und sogar feiern? Und das so nachhaltig wie möglich? Im Japanischen Palais wird das gelebt.
Nach einer lustigen Anmoderation durch Kai Steinecke als Moderator luden verschiedene Workshops die Jugendlichen dazu ein, tief in Themen wie Upcycling und Zero Waste sowie nachhaltige Kleidungsherstellung einzutauchen. Mit Eifer und Kreativität bastelten sie aus alten Materialien neue Dinge, lernten, warum ihre Jeans bereit tausende Kilometer gereist ist und tauschten sich über ihre eigenen nachhaltigen Projekte aus. Die Workshops waren lebendig und interaktiv, und überall war das Knistern von neuen Ideen zu spüren, der gegen Mittag vom Duft der leckeren Snackboxen abgelöst wurde.
Den krönenden Abschluss bildete die feierliche Preisverleihung im beeindruckenden Japanischen Palais – auf einer Bühne. Einen Preis in einem Palast erhält man schließlich auch nicht alle Tage!
In der prachtvollen Kulisse des historischen Gebäudes wurden die drei Projekte mit Preisen ausgezeichnet, die alle Kriterien der Jury erfüllt hatten und diese geschlossen überzeugten.
Diese Begeisterung fasste Ariane Flick vom Bundesverband zuvor in treffende Worte. „Feuchte Augen und viel Begeisterung“, so beschrieb Martin Mertens, Vorstandvorsitz BVPS, die vermutliche Reaktion derer, die durch ihren Nachlass das sogenannte „Talentstipendium“, die Grundlage des Reste-Retter-Wettbewerbes, ins Leben gerufen hatten. Dahinter steht die Auffassung, dass Jugendliche in Produktionsschulen und Jugendwerkstätten keineswegs Systemsprenger sind, wie sie von der Gesellschaft oft abwertend betitelt werden, sondern clevere junge Menschen, die dieser Welt viel zu geben haben und sie aktiv durch ihren Einsatz gestalten können. Die Produkte, die am 21. Juni nach einem mehrmonatigen Projektprozess auf der Bühne lagen, bestätigten genau dies.
Die Spannung und Aufregung waren förmlich greifbar, als die drei Preise an die engagierten jungen Menschen überreicht wurden, die mit ihren innovativen Ideen und ihrem Einsatz für die Umwelt beeindruckten.
Die Laudation für Platz 3 begann mit Oma – der Oma von Laudator Willem Heins, die auch begeistert gewesen wäre von dem prämierten Produkt: Einem Hocker aus Fahrradgabeln, der in einem Gemeinschaftsprojekt der Dortmunder Produktionswerkstätten entstanden ist.
Weiter ging es mit einem Produkt, welches den Designer Edgar Wilkening, der die Laudatio hielt, optisch wie auch von der Funktionalität überzeugte – auch, wenn es erst Liebe auf den zweiten Blick war: Eine Schreibtischauflage der Produktionsschule Weser-Solling aus Holzminden. Nerviges Kopfverrenken ist nun für alle die Geschichte, die regelmäßig mit Akten und einem PC arbeiten.
Schlussendlich blieb noch ein Platz übrig, der heiß begehrte erste Platz: Hier erwartete die Teilnehmenden das höchste Preisgeld. Moderator Kai Steinecke bat die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Produktionsschulen, Mimi Lindgren, auf die Bühne – die Laudatio beschrieb, worauf es im Leben ankam und zeigte auf, welche unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Produkt steckten: Einer Kollektion aus wasserresistenten Designertaschen – und Rucksäcken aus Annaberg-Buchholz. Das Team „Erzgebirgische Polarfüchse“ bezog ihre Materialien aus einer Firmenkooperation und tüftelte mehrere Monate an ihrer Kollektion. Von Marketingideen über unterschiedliche Designs, intensivste Produkttests bis hin zum Logo-Branding hatte dieses Team wirklich an ALLES gedacht. Neben der herausragenden Qualität der Produkte und des Innovationscharakters hat zudem die Teamorganisation und Zusammenarbeit beeindruckt – jedeR hatte eine Aufgabe, erweiterte eigene Fähigkeiten. Ausgelaufene Shampooflaschen im Koffer finden zukünftig ebenso eine sichere und stylische Hülle wie die nasse Badehose nach dem Schwimmbad oder der Laptop auf dem Weg durch den Regen. Schick, nachhaltig und funktional: Wir sind begeistert.
Hervorgehoben wurden ebenfalls die Leistungen aller Teams: Mit Mut, Neugier, Kreativität und Raffinesse haben sie sich in den Wettbewerb gestürzt – ausprobiert, verworfen, sich sortiert, gestaltet, inspiriert, bemüht: Bis nach 7 Monaten die fertigen Produkte und die Teams in Dresden ankamen. Alle Teams, die teilgenommen haben, egal ob in der ersten Phase, in der nur die Projektskizze gefragt war oder auch in der zweiten Phase, in der das Produkt dann hergestellt werden durfte, können stolz auf sich sein. Ihr habt es gewagt, ihr habt es getan und ihr seid ein aktiver Teil der Gesellschaft – eure Ideen haben das Zeug, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Macht weiter so!
Die drei Tage in Dresden waren geprägt von neuen Freundschaften, inspirierenden Gesprächen und der gemeinsamen Vision, die Welt ein bisschen besser zu machen. „Reste Retter“ war mehr als nur ein Camp – es war eine lebendige Gemeinschaft von jungen Menschen, die zusammenkamen, um die Zukunft nachhaltiger zu gestalten – als aktiver Teil davon.